Hier habt ihr exklusiv die Chance, euch für einen Prolog zur Fortsetzung von "Lost Secret" zu entscheiden.
Wie findet ihr die Anfänge?
Bevorzugt ihr Prolog #1 oder doch eher die Alternative #2?
Schreibt mir eure Meinung und entscheidet mit eurer Stimme am Ende der Seite, welche Zeilen es in die Fortsetzung schaffen.
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1175 n. Ch.
Jacques de Molay befindet sich auf dem Rückweg ins Heilige Land, unwissend darüber, dass wir längst nicht mehr dorthin unterwegs sind. Seit Wochen treibt der Wind unser Schiff vom Festland fort, unaufhaltsam dem Ziel entgegen. Die Überfahrt ist rau und beschwerlich, die See peitscht uns mit gewaltigen Wellen, doch wir kämpfen uns tapfer voran, die Gefahr des Scheiterns stets im Nacken. Der Wind schleudert mir die Gischt ins Gesicht, während ich die Sterne nach unserem Kurs beobachte und mir mit einer schwieligen Hand die Tropfen abwische. Noch halten wir unseren Kurs, und ich bete jede Stunde, dass Gott uns beschützen möge. Wir wissen, wofür wir unser Leben riskieren, und gehen bis an die Grenzen unserer Kräfte, um die Mission zu erfüllen. Außerhalb unserer kleinen Gemeinschaft weiß niemand, wohin uns diese Reise führt. Wir werden schweigen, bis wir das erreicht haben, wozu uns Gott bestimmt hat.
Molay sieht nicht das Ende, das bereits seit Jahren auf uns wartet. Blind vor Eifer und dem Glauben an die Wiedererlangung des alten Glanzes des Ordens. Sobald wir wieder festen Boden unter den Füßen haben, werden wir sicherstellen, dass unser Mitbringsel an einem sicheren Ort verborgen wird. Niemand wird es finden, bevor die Zeit gekommen ist. Alle Vorbereitungen sind getroffen, und meine Brüder und ich wissen, was als nächstes zu tun ist. Wir werden diesen Schatz mit unserem Leben verteidigen, sollten wir dazu gezwungen sein, und ihn mit uns begraben, bevor er in die falschen Hände fällt. Dies haben wir uns und Gott geschworen, und so wird es geschehen. Die Gerüchte, die wir seit Wochen gestreut haben, haben sich wie ein Lauffeuer verbreitet und den Mythos des Heiligen Grals geschaffen. Mögen sie alle an diese Lüge glauben. An diese Reliquie, die längst im Besitz des Heiligen Stuhls ist und sicher im Vatikan verwahrt wird. Auch dieser Mythos wird mit der Zeit verblassen und uns Fragen ersparen. Solange die Menschen durch solche Geschichten abgelenkt sind, werden sie nicht nach der Wahrheit suchen. Niemand wird herausfinden, was wir tatsächlich bei uns tragen. Wenn unser Vorhaben von Erfolg gekrönt ist, wird nichts als ein Märchen übrig bleiben, von Helden besungen und von Dichtern niedergeschrieben, bis die Zeit gekommen ist und das Geheimnis offenbart wird.
"Und wofür hast du das, wenn nicht ein Hinweis darauf zu finden ist?" Er hält das Papier in den Händen, auf dem das hölzerne Kästchen zu sehen ist, und ich schlucke unbehaglich. Wieso musste George ausgerechnet jetzt auftauchen?
Ich hatte keine Gelegenheit, die Papiere zusammenzuraffen und zu verbergen, bevor er bei mir war.
Skeptisch sieht er von oben auf mich herab, obwohl er kaum größer ist als ich selbst.
"Es ist belanglos. Ich dachte, ich würde darauf etwas finden, doch es hat sich als falsche Fährte herausgestellt." Interessiert schaue ich auf ein anderes Blatt, das nicht mehr beinhaltet als zusammenhanglose Notizen.
Unbeeindruckt setzt er sich auf die Ecke des fragilen Tisches und betrachtet das Abbild der hölzernen Truhe, die ich maßstabsgetreu gezeichnet habe.
"Warum hast du es nicht unseren Leuten gezeigt? Vielleicht hätten wir etwas gefunden", erklärt er.
In seiner Stimme schwingt deutliches Misstrauen mit. Er glaubt mir kein Wort.
"Weil es belanglos ist, habe ich gerade gesagt." Ich lehne mich in dem Stuhl zurück, lege die Hände in meinem Schoß zusammen und schaue gelassen zu ihm auf. Falten haben sich tief in sein ehemals glattes Gesicht gegraben, und die Freundlichkeit, die er anderen gegenüber ausstrahlt, ist gänzlich verschwunden, als er mich mit seinen kalten Augen mustert.
"Wie geht es Elisa?" Seine rauchige Stimme ist samtweich, doch ich verstehe die Drohung in der Frage deutlich. "Ich habe einen anderen Anhaltspunkt. Einen, der vielversprechend ist", übergehe ich seine Frage und ziehe die Zeichnung mit dem Globus hervor.
"Ich habe herausgefunden, dass an jedem wichtigen Stützpunkt einer dieser Weltkugeln untergebracht wurde."
"Und meiner Enkelin? Wie geht es ihr? Ich würde sie wirklich gerne kennenlernen. Schließlich sind wir Familie."
"Lass deine Finger von Joanna", knurre ich und springe auf.
Ich beiße die Zähne so fest aufeinander, dass es schmerzt. Er ist vollkommen unbeeindruckt, verzieht seinen Mund zu einem Lächeln und erhebt sich. Wir sehen uns in die Augen, ohne dass einer von uns blinzelt.
"Du hast mich. Du brauchst Joanna nicht", zische ich, woraufhin sich George abwendet und kommentarlos das Zimmer verlässt.