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Prolog

„Aufwachen, aufwachen, aufwachen.“

„Rea? Was machst du hier? Wieso liegst du nicht in deinem Bett?“, fragt er mit schlaftrunkener, rauer Stimme, als er die Augen öffnet und seine Tochter vor dem Bett stehen sieht.

„Wir können jetzt los. Ich hab mich schon angezogen, ganz allein. Siehst du?“, flüstert sie euphorisch und strahlt ihn an.

„Was?“, er zieht die Brauen zusammen und stützt sich auf den Ellenbogen, um sie genauer zu betrachten.

Tatsächlich trägt das Mädchen ihre sonnengelben Gummistiefel und die dazu passende Regenjacke über dem Schlafanzug. Um das Bild perfekt zu machen, hat sie sich eine Wollmütze auf den Kopf gesetzt, die ihr zwei Nummern zu groß ist und immer wieder über ihre Augen rutscht.

„Es ist noch Zeit, mein Schatz. Geh wieder ins Bett. Ich wecke dich, sobald wir aufbrechen“, versucht er sein Glück, fällt zurück aufs Kissen und zieht die Decke bis unters Kinn.

Für einen Moment glaubt er, er habe sie überredet, denn Stille setzt ein, doch es ist nur der Bruchteil einer Sekunde. Er lugt unter seinen dichten Wimpern hervor und sieht zu, wie sie eilig aus dem Zimmer poltert, sodass ihre schwarzen Locken wild umherfliegen.

Er schließt die Augen und stößt schweratmend die Luft aus, als er plötzlich hört, wie Holz über Holz schabt. Falten bilden sich auf seiner Stirn, während er sich in die Höhe stemmt.

Statt sich wieder ins Bett zu legen, schiebt das Mädchen einen hölzernen Schemel über die Dielen. Das Möbelstück wurde von ihrem Großvater gefertigt und steht üblicherweise im Badezimmer, damit sie den Rand des Waschbeckens erreicht.

„Oh bitte nicht“, wispert er, wirft einen Blick auf den Wecker und landet seufzend mit dem Kopf auf dem Kissen.

Ein leises „Rums“ ertönt, als das Holz gegen das Bettgestell schlägt, und das Kind klettert die beiden Stufen hinauf, um das Bett zu erklimmen. Grob krabbelt sie auf den Körper ihres Vaters und setzt sich auf seine Brust. Ihre kleinen Finger tasten über sein Gesicht und zwingen seine Augen auf.

„Du hast gesagt, wenn ich ausgeschlafen habe, fahren wir los. Ich habe ausgeschlafen“, quengelt sie, beugt sich dabei so tief über sein Gesicht, dass ihre Nasenspitze seine berührt und er den Ozean in ihren blauen Augen erkennt.

„Die Fische schlafen noch, Spätzchen, und wir sollten das auch“, stößt er ergeben hervor, zieht die Decke unter ihr weg und nimmt ihre Finger aus seinem Gesicht. „Außerdem müssen wir dich viel wärmer einpacken. Wenn du so auf das Boot gehst, wirst du zum Eiswürfel“, erklärt er und streift ihr die Stiefel von den Beinen.

„Aber du hast es versprochen“, mault sie und verschränkt ihre kleinen Arme vor der Brust.

„Und daran halte ich mich auch, aber erst wenn es dafür Zeit ist“, bestimmt er, zieht ihr die Jacke aus und die Mütze vom Kopf, ehe er die Decke um den zierlichen Körper stülpt.

„Aber Papi...“

„Kein aber, Kaulquappe. Der Wecker ist gestellt, und wenn er klingelt, stehen wir auf. Jetzt kuschelst du dich an mich und schließt deine Augen“, befiehlt er, und sie schlingt ergeben die Arme um seinen Hals.

„Papi?“

„Ja, mein Schatz?“

„Darf ich auch wirklich die Fische streicheln?“

„Natürlich.“

„Und die beißen nicht?“

„Du hast Salzwasser in deinen Adern, genauso wie die Fische. Ich schwöre dir, dass du nicht gebissen wirst. Und jetzt schlaf“, beendet er ihr Gespräch.

...

 

Stunden später steht Rea, ausgerüstet mit Regenkleidung und einer dicken Schwimmweste, auf dem Deck des knapp 10 Meter großen Fischerboots und klammert sich an das Bein ihres Vaters.

„Siehst du den Haken?“ sucht er die Aufmerksamkeit seiner Tochter und zeigt ihr einen Karabiner, der den Durchmesser seiner großen Hand hat.

„Ja“, nickt sie und beäugt interessiert das Stück Metall.

„Der hat eine ganz lange Schnur, und ich befestige ihn hier hinten an deiner Weste, damit du mir nicht über Bord gehst“, erklärt er und hakt ihn auf den Rücken der Schwimmweste ein.

„Kann ich trotzdem an den Rand?“

„Ja, aber sei vorsichtig. Wenn ich es sage, kommst du zu mir, und du stehst den Männern nicht im Weg. Verstanden?“ ermahnt er sie und wartet darauf, dass sie nickt.

„Ok.“

„Dann fahren wir jetzt los, Kaulquappe. Petriheil“, ruft er, und ein Chor von zehn rauen Männerstimmen wiederholt den Gruß.

Holger, einer der Fischer, tritt nach vorn und legt seine Hand um den Arm ihres Vaters. Rea schaut zu den Männern auf und beißt sich auf die Lippe. Die Berührung ist genauso grob, wie Holger selbst. Rea kann ihn nicht leiden.

„Johann, bist du sicher, dass es eine gute Idee ist, eine Fünfjährige mit hinaus aufs Meer zu nehmen?“ grummelt Holger scharf. Er wirft ihr einen mürrischen Blick zu und wackelt den Kopf.

„Ich habe niemanden, der sich um sie kümmert, das weißt du“, zischt ihr Vater und schüttelt die Hand ab.

„Was, wenn sie über Bord geht? Die Hundeleine hilft nicht, wenn die See rauer wird. Du hast den Wetterbericht gesehen“, faucht Holger unbeeindruckt. „Und Frauen an Bord eines Schiffes waren noch nie eine gute Idee.“

Ihr Vater schnaubt und streicht seiner Tochter gedankenverloren über den Kopf.

„Die See war seit Menschengedenken unberechenbar, und wir befinden uns nicht mehr im Mittelalter“, hält er dagegen und schaut von ihr zu seinem Maat auf. „Rea ist ein Kind und keine Gefahr, weder für dich noch sonst jemanden. Geh und hilf den Männern. Wir brauchen einen erfolgreichen Fang“, entgegnet ihr Vater und hebt seine Tochter in seine Arme.

 

....

 

„Was machst du da?“, erkundigt sich Kalle, nachdem er sieht, wie Rea sich zögerlich dem Netz voller Fische nähert.

„Ich mag sie streicheln.“

Er zieht die Brauen in die Höhe und seine Mundwinkel zucken. „Du willst die Fische streicheln?“, fragt er ungläubig.

„Ja.“

„Warum?“

„Ist doch egal. Papa hat es erlaubt“, hält sie dagegen und sorgt dafür, dass Kalle mit den Schultern zuckt. Er ist genauso wenig begeistert von der Tatsache, dass sie an Bord ist, aber er versteht, dass Johann keine andere Möglichkeit hatte.

„Wenn sich das Netz öffnet, fallen die Fische hier herunter.“ Er deutet mit dem Zeigefinger auf die Planken. „Dann kannst du es probieren“, zwinkert er ihr entgegen, und das Mädchen zeigt eine Reihe weißer Zähne, die einige Lücken aufweist. Kalle ist viel netter als die meisten seiner Kollegen.

Kaum dass die Fische auf das Deck herunterregnen, schleicht sie sich um die Arbeiter herum und streckt die Finger nach einem besonders kleinen Exemplar aus.

Das Tier fühlt sich nass an und ist viel glitschiger, als sie erwartet hatte.

Es zappelt wild in ihrer Hand, und Rea bekommt Mitleid mit dem Tier, das panisch den Mund öffnet und schließt.

 

Schnell packt sie ihn am Schwanz und eilt an den hinteren Teil des Decks. Sie klettert dort auf ein dickes zusammengerolltes Seil und von dort auf eine Kiste, sodass sie über die Reling aufs offene Meer sieht. Hier wirft sie das Lebewesen ins Wasser und winkt ihm hinterher.

Rea klettert wieder hinab und drückt sich an die Schiffswand. Sie hat einen Entschluss gefasst und ist wild entschlossen, diesen in die Tat umzusetzen. Sie wird die Fische befreien.

Unbemerkt schleicht sie sich an der Reling entlang und wiederholt ihr Vorgehen, bis sich ein düsteres Gesicht vor sie schiebt.

„Was fällt dir ein?“, brüllt Holger sie an, sobald er versteht, was sie mit dem kostbaren Fang anstellt. Er packt Rea grob am Arm und bugsiert sie mit festem Griff in das Führerhaus ihres Vaters.

„Sie schmeißt den Fang wieder über Bord. Behalte sie hier, wo sie keinen Ärger macht.“ Holgers Gesicht hat sich vor Wut rot verfärbt.

„Rea? Warum tust du das?“, verlangt Johann zu wissen und setzt sich seine Tochter auf den Arm. Sogleich vergräbt sie ihren kleinen dunklen Schopf an seiner Brust.

„Ich habe dir gleich gesagt, dass Kinder nichts auf einem Kutter wie diesem zu suchen haben“, blafft Holger weiter, während Rea sich auf seinem Schoß zusammen kugelt. Sie scheint immer kleiner zu werden.

„Ich kümmere mich darum“, erwidert Johann entschlossen.

„Das will ich dir auch geraten haben“, knurrt Holger und verlässt mit polternden Schritten die Kabine.

Johann seufzt und streicht seiner Tochter über die Locken. „Du weißt doch, dass es wichtig ist, dass wir die Fische fangen. Wieso wirfst du sie wieder zurück ins Meer?“, fragt er sie sanft und schiebt sie etwas von sich weg, um ihr fest in die Augen zu schauen.

„Sie waren noch ganz klein“, murmelt Rea.

„Deswegen darfst du das trotzdem nicht“, ermahnt er sie. Sobald er die Tränen in ihren Augen sieht, wird seine Stimme sanfter, und er streicht ihr über die Wange. „Die kleinen Fische lassen wir immer frei, mein Schatz. Wir behalten nur die großen Tiere. Mach dir keine Gedanken um sie.“

„Wirklich?“, schnieft sie.

„Wirklich. Lass für eine Weile die Fische in Ruhe. Versprichst du mir das?“

„Na gut. Darf ich trotzdem wieder raus?“

„Nur wenn du dich von Holger und den anderen fern hältst“, erwidert Johann bestimmt.

Eifrig nickt Rea und springt vom Schoß ihres Vaters. Sie wischt sich mit dem Arm übers Gesicht und schnieft laut, während sie aus der Kabine verschwindet.

Wieder auf der Kiste, schaut Rea auf das offene Meer hinaus und bemerkt nicht, wie der Wellengang zunimmt.

Sie holt erschrocken Luft, als sie in die Wellen starrt und zieht die Lippe zwischen die Zähne.

„Das darfst du nicht“, ruft sie, doch erhält keine Antwort.

„Rea? Geh rein.“ Eine Hand legt sich auf ihre Schulter, und sie zuckt erschrocken zusammen. Es ist Kalle, der sie alarmiert von ihrem Ruf, an der Kante der Reling entdeckt hat. „Es ist nicht sicher, wenn du hierbleibst.“

„Gleich“, antwortet sie und springt von ihrem Podest, um zu einem der Rettungsringe zu eilen, der an der Seite des Boots befestigt ist.

„Was machst du da?“

„Ich helfe dem Jungen, der im Wasser schwimmt. Ich hab ihm gesagt, dass er das nicht darf, aber ich glaube, er hat mich nicht gehört“, erklärt sie und hält nach dem Kind Ausschau, das den leuchtenden Ring umklammert.

„Was?“ Entsetzen zeichnet sich auf Kalle's Gesicht ab, und er dreht sich zur Brüstung. Seine Augen suchen das Wasser ab, doch kein Junge ist zu sehen.

Wie auch? Sie sind auf hoher See. Wie sollte hier ein Kind herkommen? Das Mädchen hat zu viel Fantasie.

„Geh zu deinem Vater. Wenn ich jemanden finde, rette ich ihn“, verspricht er, nimmt ihr den Ring aus der Hand und schiebt sie in Richtung Führerkabine.

Das Unwetter erreicht seinen Höhepunkt. Die Wolken haben den jungen Tag wieder zur Nacht gemacht, und der Regen peitscht den Männern auf Deck ins Gesicht.

Die Stimmen werden lauter, und ein Kommando nach dem anderen wird über das Tosen der Wellen hinweg gebrüllt.

Johann steht am Steuer des Kutters und kämpft mit angestrengter Miene gegen die Gewalt der Wellen an.

„Rea, endlich.“ Sorgenfalten stehen auf seiner Stirn, und er atmet erleichtert auf, als er seine Tochter erblickt. „Setz dich hier unten auf den Boden und bleib dort, bis ich sage, dass du wieder aufstehen darfst“, fordert er mit ernster Stimme, sodass sie sich nicht traut, nach dem Grund zu fragen.

Die Wellen schlagen immer höher, und Rea schaukelt mit dem Boot von einer Seite auf die andere.

Blitze zucken vom Himmel herab, und die See ist kaum vom Horizont zu unterscheiden. Immer wieder brechen Wellen über dem Boot zusammen, bis das Meer die Oberhand gewinnt.

„Komm her, mein Schatz“, fordert Johann, der noch immer gegen die See kämpft, und das kleine Mädchen schiebt sich nach vorn.

Wie in Zeitlupe neigt sich der Rumpf des Kutters langsam dem Meer entgegen.

Die Stimmen der Crewmitglieder werden immer lauter, bis einer nach dem anderen verstummt. Rea schreit vor Schreck auf.

Sie wird zur Seite geschleudert, genauso wie ihr Vater. Ängstlich rappelt sich Rea auf und greift nach der Hand ihres Vaters, die er ihr entgegenstreckt. Doch bevor sie seine Finger berührt, nimmt die Zeit wieder Fahrt auf, und sie wird von ihm fort katapultiert.

Rea ruft panisch nach ihrem Vater, der in die entgegengesetzte Richtung geschleudert wird und reglos liegenbleibt.

Wasser dringt durch die Ritzen herein, und Tränen laufen dem Mädchen übers Gesicht. Immer wieder versucht sie, sich auf die kleinen Beine zu kämpfen, wird jedoch sofort vom nächsten Schaukeln zu Boden geworfen.

„Papa!“, brüllt sie, aber ihr Vater rührt sich nicht, obwohl das Wasser bereits seine Kleidung durchweicht.

Die Schwimmweste, die er ihr vorsorglich angelegt hatte, sorgt dafür, dass Rea mit dem Wasser nach oben steigt, während ihr Vater auf dem Boden liegen bleibt.

Sie strampelt mit aller Kraft, um zu ihm zu kommen, schafft es aber kaum einen Meter vorwärts.

Das Wasser dringt immer schneller in die Kabine ein, und außer ihrem Atem und dem Schlagen der Wellen ist es gespenstisch still.

Keiner der Kameraden ist zu hören. Die Ruhe ist beinahe erdrückend, als sie plötzlich ein Summen vernimmt. Rea weiß, dass sie allein mit ihrem Vater in der Kajüte ist, und aus lauter Angst drückt sie sich die kleinen Hände auf die Ohren und schließt die Augen.

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Kapitel 1

„Teresa Myriad“, peitscht eine Stimme durch den Raum und reißt mich damit aus meinem Tagtraum. Vor mir hat sich die Gestalt von Mister Miller, meinem Lehrer, aufgebaut. Er sieht mit einem grimmigen Ausdruck im Gesicht auf mich herab.

Unterdrücktes Gekicher bricht aus, und ich ziehe den Kopf ein.

„Ja?“

„Wie lautet die Lösung?“, fordert er zu wissen, und eine gehässige Freude breitet sich auf seinen Zügen aus.

„Lösung?“, wiederhole ich, und das Kichern nimmt zu.

Wieso immer ich?

„Kommen Sie nach vorn“, verlangt er, und mir bleibt nichts anderes übrig, als seinem Befehl zu folgen. Verunsichert erhebe ich mich und begleite ihn an die Tafel, wo eine schier unlösbare Aufgabe auf mich wartet.

Wann um alles in der Welt sind wir bei Integralrechnung gelandet?

„Nun?“

Miller wendet sich mir mit einem Stück Kreide in der Hand zu und sieht mich abwartend an.

Ängstlich fliegt mein Blick über die Anwesenden, die mich mit unverhohlener Schadenfreude betrachten. Nur Cloe wirft mir einen mitleidigen Blick zu, doch auch meine einzige und damit beste Freundin kann mir in diesem Moment nicht helfen.

 Übelkeit steigt in mir auf, und ich ergreife mit zitternden Fingern das Kreidestück. Der Mann an meiner Seite macht eine einladende Bewegung Richtung Tafel, und ich trete näher an das Geschriebene heran. 

Mein Hirn benötigt einen Augenblick, ehe die Zahlen und Buchstaben einen Sinn ergeben, und meine Hand wie von allein eine Lösung unter die Rechnung schreibt. Mit jedem neuen Strich entgleiten Miller die Gesichtszüge, und sobald ich mein Ergebnis präsentiere, ist alle Freude einem Ausdruck der Verachtung gewichen.

 Geringschätzig gleitet sein Blick von den Zahlen zu mir, und ich bilde mir ein, seine Zähne knirschen zu hören. Noch bevor er etwas von sich gibt, das mich vor der gesamten Klasse erniedrigt, läutet der Gong, und ich eile zu meinem Platz zurück.

 „Fräulein Myriad?“, schnellt seine Stimme über das Läuten hinweg, und ich erstarre in der Bewegung. 

„Mister Miller?“ 

„Sie bleiben hier“, befiehlt er, und ich schlucke das bedrückende Gefühl in meinem Hals hinunter. Stumm nicke ich und gebe ihm ein Zeichen, dass ich seiner Aufforderung folgen werde. 

Wieder bricht Gelächter aus, und die Augen der Anwesenden huschen zwischen mir und Miller hin und her. Es ist nicht das erste Mal, dass ich nach dem Unterricht zu einer Strafpredigt bleibe. Miller war einer der Ersten, dem ich meine Probleme mit meinen Mitschülern anvertraut habe, doch statt mir zu helfen, hat er mich für ihr Verhalten verantwortlich gemacht und mir seitdem jeden Tag meine Unzulänglichkeiten unter die Nase gerieben. Seit damals habe ich mich nicht mehr getraut, einem anderen Lehrer von meinen Schwierigkeiten zu erzählen oder um Hilfe zu bitten.

Wenn einer weiß, wie man seine Schützlinge klein hält, dann Miller. 

Sobald sich der Raum geleert hat, schließt mein Lehrer die Tür, und ich rüste mich für die Worte, die mit Nachsitzen als Bestrafung enden werden. 

„Was soll ich nur mit Ihnen anstellen, Teresa?“, fragt er leise und lässt mich nicht aus den Augen, während er leicht mit dem Kopf schüttelt und sich meinem Pult nähert. 

„Es tut mir leid“, beeile, ich mich zu sagen, wobei ich nicht einmal genau weiß, wofür ich mich entschuldige. 

„Sie sind im Abschlussjahr. Sie können es sich nicht länger leisten zu träumen“, fährt er verhalten fort, und ich nicke. 

Es ist beinahe wie ein Reflex. Ich kenne ihn und weiß, dass seine Vorgehensweise mich nur in Sicherheit wiegt, bis er explodiert wie ein Vulkan. 

„Ich erwarte von Ihnen, dass Sie dem Unterricht folgen“, fährt er mich nun rüde an, und mein Kopf bewegt sich zustimmend.

„Es tut mir leid“, flüstere ich noch einmal und schrumpfe auf meinem Platz zusammen. Miller steht mittlerweile direkt vor mir und sieht überlegen auf mich herab. Er weiß, dass ich mich nicht traue, ihm Paroli zu bieten und somit das perfekte Opfer bin.

„Ich erwarte, dass Sie sich aktiv beteiligen. Nicht nur bei mir, sondern in all Ihren Fächern. Sie müssen sich integrieren, wenn Sie Ihren Abschluss erreichen wollen.“

Als läge das an mir.

Wieder nicke ich, traue mich allerdings nicht, ihm weiter in die Augen zu schauen.

„Ich werde mich über Ihre Fortschritte informieren und erwarte, dass Sie sich anstrengen. Haben Sie das verstanden?“, fragt er mit fester und gebieterischer Stimme. 

„Ja“, antworte ich leise. „Dann beeilen Sie sich jetzt besser. Sie haben noch 2 Minuten. Kommen Sie zu spät, erfahre ich das, und wir sehen uns um 16 Uhr zum Nachsitzen“, droht er mit einem undefinierbaren Glitzern in den Augen. 

Selbst wenn ich einen Sprint hinlege, schaffe ich es niemals pünktlich in die Turnhalle. Eilig raffe ich meine Sachen zusammen und umrunde ihn im großen Bogen, ehe ich aus dem Zimmer fliehe. 

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Kapitel 2

„Wie immer zu spät, Myriad“, begrüßt mich der ältere Mann, sobald ich die Turnhalle betrete. Er fungiert als Sportlehrer und wirft mit erhobener Braue einen Blick auf seine Armbanduhr.

„Entschuldigung. Ich wollte mich umziehen, aber in der Umkleide ist niemand“, stoße ich gehetzt aus und sehe mich irritiert um. Die Halle ist leer.

Wäre es nicht Walter, der auf mich wartet, hätte ich die nächste Strafarbeit auf meiner To-do-Liste und würde bis zum Abendgrauen mit Miller in einem Raum sitzen. Allein der Gedanke lässt mich erschaudern.

„Weil du dich nicht umziehen musst. Was war es diesmal? Wieder geträumt?“, erkundigt er sich und wartet, bis ich zu ihm aufschließe. 

Er ist neben Cloe einer der wenigen, der sich wirklich um mich kümmert. Ihm ist nicht entgangen, wie sich die anderen mir gegenüber verhalten, und in seinem Unterricht ist die einzige Zeit, in der sich kaum jemand traut, mich in irgendeiner Art zu mobben.

Vor Jahren hat Walter mich aus einem Geräteraum befreit. Ich hatte mich bereits mit meinem Schicksal abgefunden, auf dem Boden gesetzt und laut die Matten gezählt, die zu einem Stapel aufgehäuft waren, als er die Tür öffnete. Obwohl ich ihm nicht verraten habe, wieso ich in dem Raum war, hat er verstehend genickt und sich meiner angenommen. 

Mit der Zeit ist er zu einer Art Vaterersatz mutiert. Wenn wir allein sind, sprechen wir normal miteinander, aber sobald jemand dazukommt, wahren wir einen professionellen Abstand.

„Möglich“, gebe ich kleinlaut zu und schaue zu Boden. Ein Glucksen schallt durch die leere Halle, und ich hebe meinen Blick. Als ich das Grinsen in seinem mit Falten durchfurchten Gesicht bemerke, hüpfen meine Mundwinkel in die Höhe.

„Du hast ihm nie gesagt, dass dich der Stoff unterfordert. Soll ich nicht doch mit ihm reden? Dann versteht er warum du träumst.“

„Ich habe zu viel Fantasie. Schon vergessen?“, wiederhole ich die ständigen Vorwürfe.

„Das ist nicht meine Meinung, das weißt du.“

„Ja, aber leider stehst du damit ziemlich allein.“

„Nur weil du dich nicht dagegen wehrst.“

„Ich habe nur noch dieses eine Jahr. Ich habe nicht vor, beliebter zu werden“, erkläre ich und laufe neben ihm her, während meine Gedanken zum Beginn meiner Schulzeit schweifen.

...

Seitdem ich, als einzige Überlebende eines Schiffunglücks, am Strand gefunden wurde, stand mein Leben unter keinem guten Stern. Mein Vater ist damals gestorben.

Sein Gesicht verblasst mit jedem Tag mehr, und ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Tatsache begrüße oder betrauere.

Der letzte noch lebende Verwandte ist ein Onkel 3. Grades. Ich habe ihn ein einziges Mal gesehen, als er mich in diesem antiquierten Internat einquartiert hat. Seitdem herrscht Funkstille, und es scheint ihm egal zu sein.

Weihnachten letzten Jahres habe ich einen Brief von ihm erhalten und mit flatterndem Herzen und zitternden Fingern darauf gehofft, ein paar wärmende Worte zu finden. Stattdessen hat er mir angedroht, die Schulgebühren zu streichen, sollten meine Noten unter eine von ihm gesetzte Grenze fallen.

Während andere in den Ferien ihre Familien besuchen, friste ich mein Dasein allein und genieße die Stille in den Gängen.

Mein Onkel hat sich zu keiner Zeit gemeldet und stand mir nie zur Seite, wenn Ärger anstand, und hiervon gab es reichlich.

Jahrelang besuchte ich einen Psychiater. Ich sollte meine Trauer bewältigen und die traumatischen Ereignisse verarbeiten. Damals war ich davon überzeugt, dass mich ein Junge aus dem Meer gefischt hat.

Stundenlang habe ich mit dem Arzt in meiner kindlichen Naivität diskutiert und schlussendlich eingesehen, dass ich mir in meiner hoffnungslosen Panik meine Rettung eingebildet habe.

Eingeschüchtert und unverstanden, habe ich mich in meine eigene kleine Welt zurückgezogen, in der ich weiterhin mit meinem Vater gesprochen habe.

Meine Klassenkameraden haben mich sofort als Sonderling abgestempelt. Ein Mädchen, das nicht mehr alle Tassen im Schrank hat und sich nicht traut, sich jemandem anderen anzuvertrauen.

Seitdem bin ich ein Paradebeispiel für ihre Attacken. Es hat nicht lange gedauert, bis sie begriffen haben, dass die Lehrerschaft die Augen verschließt und mein Onkel nicht bereit ist, sich um mich zu kümmern.

...

„Bist du noch bei mir?“, fragt Walter, und ich schüttle den Kopf, um die Erinnerungen zu vertreiben.

„Wohin gehen wir überhaupt?“, erkundige ich mich. Wir haben die Turnhalle verlassen und entfernen uns vom Schulgelände.

„Zum Strand.“

„Zum Strand?“

„Ja.“

„Warum?“

„Weil ihr eine neue Lehreinheit habt und diese nur dort unterrichtet wird.“

„Wird unterrichtet? Du bist der Sportlehrer“, stelle ich überrascht fest und runzle die Stirn.

„Schon, aber dafür bin ich zu alt.“

„Jetzt machst du es aber spannend.“

„Lass dich überraschen“, erklärt er kryptisch und verzieht das Gesicht zu einer undefinierbaren Maske.

Am Strand angekommen, sind meine Mitschüler in einem Halbkreis versammelt und stieren stumm in die Mitte.

„Das gibt’s doch nicht“, stoße ich überrascht aus, nachdem ich mich neben meine Freundin an den Rand gequetscht habe. Sie hakt sich sogleich bei mir unter und knufft mir vielsagend in den Arm.

„Wo warst du solange?“, flüstert Cloe zurück, während wir beide gebannt auf das Geschehen im Sand schauen.

Ein junger Mann liegt dort und krault mit den Armen im Sand. Jeder Muskel an seinem Körper spannt sich abwechselnd an. Es ist schwer, ihn nicht anzustarren. 

„Wer ist das?“, wispere ich Cloe ins Ohr und mustere den Mann vor mir, der soeben aufgesprungen ist. Dunkle Haare hängen ihm in feuchten Strähnen knapp über die Spitzen seiner Ohren und bilden den Rahmen eines kantigen Gesichts.

Seine Augen stehen eine Spur zu weit auseinander, als dass man sie als symmetrisch bezeichnen könnte, und eine Mischung aus hell und dunkelgrün leuchtet unter einem Kranz dichter Wimpern hervor.

Die gerade Nase passt exakt zu seinen geschwungenen Lippen. Eine kleine Narbe an der rechten Seite des Kinns zerstört das Gesamtkunstwerk seines Gesichts, und doch ist es genau dieser Makel, der sein Aussehen perfekt macht. 

Ich kann nicht sagen, woran es liegt, doch eine undefinierbare Gefahr umgibt ihn, die mir nicht geheuer ist.

„Unser neuer Surflehrer. Tyson Fountain“, flüstert Cloe, und ich schnappe nach Luft.

„Du machst Witze“, meine Augen sind so groß wie Untertassen. Unter dem Kerl kommt ein Surfbrett zum Vorschein, auf das ich nicht geachtet habe, und mein Herzschlag beschleunigt sich unnatürlich schnell.

Fahrig löse ich mich von meiner Freundin und stakse zu Walter, der sich absichtlich im Hintergrund hält.

„Das schaffe ich nicht“, erkläre ich panisch und halte meine Stimme nur mit Mühe gedämpft.

„Was?“

„Surfen natürlich.“

„Du übst erstmal auf dem Trockenen“, beruhigt er mich.

„Aber irgendwann muss ich ins Wasser.“

„Das hat Surfen so an sich“, dringt eine fremde Stimme zu uns, und ich bemerke, dass meine Worte nicht leise geblieben sind. Fountain steht weiterhin auf dem Brett. 

Der Halbkreis hat sich zu zwei gegenüberstehenden Seiten aufgelöst, und er hat freien Blick auf mich und Walter.

„Ach ja?“, speie ich sarkastisch aus. Fountain scheint den Unterton nicht wahrzunehmen und grinst mich überheblich an.

„Durchaus. Komm her, probiere es gleich mal aus“, fordert er und ich schnaube.

„Sicher nicht“, entgegne ich, und in der Gruppe entsteht überraschtes Gemurmel. Ich bin nicht der Typ, der den Lehrern oder sonst jemandem Widerworte gibt.

„Ich melde mich freiwillig“, ruft Kimberly mit einem aufreizenden Augenaufschlag und tritt einen Schritt nach vorn.

War ja klar, dass die perfekte Kim die erste Gelegenheit nutzt, um sich an einen Kerl wie diesen ranzumachen. Sie bildet mit ihrem blonden Haar, der hellen Haut und einem viel zu dünnen Körper einen mustergültigen Kontrast zu ihm.

„Nicht nötig, wir haben unsere Freiwillige. Komm her“, beharrt er und fixiert mich mit einem undurchdringlichen Blick.

„Haben Sie mich nicht verstanden? Ich mache das nicht.“ Ich verschränke die Arme vor der Brust. „Kim kann gerne meinen Platz einnehmen.“

„Ich denke nicht, dass sie dazu in der Lage ist. Außerdem habe ich dich aufgefordert“, versetzt er, und ein Raunen geht durch die Klasse.

Kein Lehrer hat es bisher gewagt, derart über einen Schüler zu sprechen, und besonders nicht über Kimberly Facton. Ihre Eltern haben mit ihren Spenden das halbe Internat finanziert. Sie hat quasi einen Freifahrtschein, weshalb niemand die Attacken verfolgt, die sie gegen mich startet.

„Was erlauben Sie sich?“, kreischt Kim, nachdem sie die Beleidigung versteht, und mir bleibt der Mund offenstehen.

„Ich erlaube mir, auszusprechen, was ich denke, und jetzt halt den Rand. Teresa, komm her“, befiehlt er in einem harschen Ton. Ich rühre mich keinen Millimeter.

Woher kennt er meinen Namen? Ich habe mich nicht vorgestellt. Hat Cloe ihm gesagt, dass ich nachkomme und ihn dabei verraten?

„Miss Myriad, folgen Sie bitte den Anweisungen von Herrn Fountain“, fordert Walter mich auf. Er versetzt mir einen kleinen Stoß, der von den anderen unbemerkt bleibt.

Auf wackeligen Beinen wanke ich auf den Mann vor mir zu, ohne meinen Blick von dem Surfbrett zu nehmen.

„Ich demonstriere Ihnen die Bewegungen, dann sind Sie an der Reihe“, erklärt er und gleitet fließend hinab auf den Bauch.

Ich nehme weder ihn noch einen der anderen wahr, die mir verstohlene Blicke zuwerfen. Das Rauschen der Wellen, dröhnt viel zu laut in meinen Ohren. Eine kräftige Winböe stemmt sich gegen mich, und wirbelt den Sand auf. Ich bin viel zu nahe am Meer. Übelkeit steigt in mir auf, sobald sich die längst vergessenen Erinnerungen an die Oberfläche kämpfen.

...

Ich sehe mich als kleines Mädchen, wie ich auf dem Boden sitze und von den Wellen hin und her geschaukelt werde. Mein Vater steht vor mir, doch schlagartig ist er verschwunden. Er liegt regungslos auf dem Boden, und egal wie oft ich nach ihm rufe, er bewegt sich nicht mehr, kommt nicht, um mich in den Arm zu nehmen. Die Stille um mich herum ist erstickend, und die Tränen auf meinen Wangen vermischen sich mit dem salzigen Meerwasser.

...

 „Jetzt Sie“, fordert Fountain mich auf und stockt, sobald er mein blasses Gesicht sieht.

„Ich kann das nicht“, würge ich mit Tränen in den Augen heraus, drehe mich auf dem Absatz um und renne in die entgegengesetzte Richtung.

„Das hätte ich Ihnen auch gleich sagen können“, schallt Kimberlys überhebliche Stimme am Strand entlang, und hyänenartiges Gelächter verfolgt mich.

Je mehr Meter zwischen mir, dieser gehässigen Ziege und dem Wasser sind, umso besser. In Windeseile erreiche ich die Treppe, die mich zurück zur Schule führt. Ich nehme immer zwei Stufen auf einmal.

Das Internat ist in drei verschiedene Flügel aufgeteilt. Der Wohntrakt der Mädchen befindet sich auf der rechten Seite, der der Jungs auf der Linken, und in der Mitte sind die Unterrichtsräume untergebracht. Alles zusammen ergibt ein überdimensionales U und ist im Versailler Stil gehalten.

Die Jahrgänge bis zur Neunten Klasse teilen sich in den unteren Stockwerken einige Schlafsäle. Erst in der Oberstufe verkleinern sich die Zimmer, die mit bis zu vier Schülern belegt sind. Die Kinder, deren Eltern besonders viel Geld besitzen, haben auf Wunsch ein eigenes Zimmer für sich allein. 

Durch den Umstand, dass wir ein kleiner Jahrgang sind und keine der anderen dazu bereit war, mit mir zusammen zu wohnen, habe auch ich diesen Luxus. 

Cloe war damals nicht an der Schule, und so bin ich in einem der begehrten Ecktürme untergebracht.

Mein Reich misst nicht mehr als zehn Quadratmeter, doch für mich ist es ein Palast. Es hat sogar einen kleinen Balkon zur Meerseite, und ein eigenes Bad. 

In mein Zimmer ziehe ich mich zurück, wenn mir meine drangsalierenden Mitschüler zu viel werden. Mit den Jahren haben sie nachgelassen, doch wenn Kim einen schlechten Tag hat, lässt sie ihre Aggressionen gerne an mir aus.

Entweder sind es Sprüche, die nicht gerade subtil hinter meinem Rücken ausgesprochen werden oder boshafte Mitteilungen auf meinem Handy. Dreimal habe ich bereits meine Nummer gewechselt, doch nach kurzer Zeit der Ruhe fingen die Nachrichten von Neuem an. Das Einzige, was mich durchhalten lässt, ist der Gedanke, dass ich nicht für immer hier bleiben werde.

Jedes Jahr habe ich einen weiteren Tag im Kalender abgestrichen und bin damit meinem Ziel nähergekommen. 

Cloe, die sich nicht von der üblen Nachrede hat beeindrucken lassen, ist ebenfalls ein Lichtblick. 

Es hat Zeiten gegeben, da wurde sie dafür gepiesackt, dass sie zu mir hält, aber im Gegensatz zu mir ist ihre Familie so präsent, dass sich die Lehrer nicht getraut haben, wegzusehen. 

Nach einer Standpauke vom Direktor wurde sie in Ruhe gelassen, und die Übergriffe haben sich wieder auf mich konzentriert.

Jetzt ist mein Ziel allerdings nicht mein Zimmer, sondern die Klippen, die einige Kilometer entfernt liegen. Außer Atem stütze ich mich auf den Knien ab, sobald ich den Ort erreiche, den jeder Mensch zu meiden scheint.

In all den Jahren, die ich durch die Gegend streife, habe ich selten jemanden an der Klippe gesehen. 

Ich wende mein Gesicht dem offenen Meer zu und schließe die Augen, während der Wind in mein langes Haar fährt und jeglichen Gedanken an die Vergangenheit mit sich nimmt. 

Hier oben, weit genug entfernt vom Wasser, verspüre ich keine Angst und keine Pein. 

Hier gibt es nichts. 

Nichts außer mir selbst.

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Kapitel 3

Wo waren Sie?“, verlangt Miller, zu erfahren. Er hat mich abgefangen, sobald ich das Schulgelände betreten habe und wie eine Schwerverbrecherin in den Klassenraum abgeführt. 

Dort steht bereits Fountain mit verschränkten Armen an einem Fenster und verfolgt das Geschehen mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Unterwegs“, gebe ich trotzig zurück und halte den Kopf gesenkt. Ich zähle die Kerben, die ins Holz des Tisches geritzt sind, um mich abzulenken.

„Sie haben unentschuldigt Ihren Unterricht verlassen. Möchten Sie etwas dazu sagen, um das Urteil abzumildern, oder soll ich Ihnen sofort Ihre Strafe mitteilen?“, zischt er.

Ich hebe den Kopf und recke das Kinn.

„Ich werde keinen Fuß ins Wasser setzen.“

„Sie haben vor nicht einmal zwei Stunden versprochen, dass Sie sich integrieren werden, und jetzt so etwas.“ Er schnalzt mit der Zunge. „Was ist nur mit Ihnen los? Wollen Sie auf Teufel komm raus Ärger?“

„Ich werde mich anpassen, egal bei was, aber nicht, wenn es darum geht, ins Wasser zu gehen“, halte ich dagegen und mein Ton wird flehend. Gänsehaut überzieht meinen Körper, und ich schaue hilfesuchend zum Fenster, doch Fontain bleibt stumm.

Sein Blick bohrt sich in meinen, und Wut kocht tief in meinem Magen. Es fühlt sich an, als würde eine schützende Schicht aufbrechen. Kochende Lava bricht hervor, als ich die nächsten Worte von Miller höre.

„Es wird Zeit, dass Sie Ihre Phobie überwinden, Myriad. Ich werde Ihr Verhalten nicht länger tolerieren. Ich habe Ihnen schon viel zu viel durchgehen lassen“, baut sich Miller drohend vor mir auf. Meine Kinnlade klappt ungläubig nach unten.

Keine Ahnung, wann mein Geduldsfaden reißen wird, aber irgendetwas an seinen Worten sorgt dafür, dass ich jeglichen Anstand vergesse.

„Mein Verhalten? Was ist denn mit dem der Anderen?“, fahre ich ihn an. „Was ist mit Kimberly? Das interessiert sie nicht im Geringsten. Sie wissen, wieso ich nicht ins Wasser gehe. Keine Note dieser Welt wird dafür sorgen, dass ich meine Meinung ändere.“

Ich beiße die Zähne fest zusammen und atme mühselig ein und aus.

„Was fällt Ihnen ein?“ Mit weit aufgerissenen Augen schaut er auf mich herab.

„Einiges, zum Beispiel, dass sie ...“

„Ich unterbreche mal, bevor die ganze Sache eskaliert“, fährt Fountain dazwischen, und ich blitze ihn wütend an.

Jetzt macht er den Mund auf? Nachdem er die ganze Zeit geschwiegen hat?

„Damit haben Sie sich bis zu den Sommerferien Nachsitzen verdient“, faucht Miller, und mein Kopf fährt zu ihm herum. Er sieht nicht so aus, als wäre er damit schon am Ende.

„Zu etwas anderem sind Sie auch nicht in der Lage“, entgegne ich schnippisch und schnaube.

„Ich kann Sie zwingen, am Unterricht teilzunehmen.“

„Das ist doch unnötig, Kollege“, mischt sich Fountain abermals ein, wird aber von uns beiden übergangen.

Schäumend vor Wut springe ich auf.

„Und wie? Wollen Sie mich ins Meer tragen?“, zische ich und funkle ihn aus verengten Augen an. Der Stuhl kippt scheppernd zu Boden, doch ich ignoriere ihn genauso wie Fountain, der einen Mundwinkel in die Höhe zieht.

„Sie werden sich am Unterricht beteiligen, und wenn ich Sie am Strand ankette.“

„Das werden wir noch sehen, und wenn Sie es wagen, mich anzufassen, zeige ich Sie an“, fauche ich, nicht in der Lage, mich zurückzuhalten.

Die Lava in meinem Inneren ist eine sprudelnde Fontäne, und ich lasse ihr freien Lauf. Mit zu Fäusten geballten Händen stütze ich mich auf dem Pult ab und beuge mich ihm entgegen.

„Das reicht jetzt“, schaltet sich Fountain abermals ein. Er legt eine Hand um Millers Arm und schiebt ihn aus dem Zimmer. Miller sieht aus, als wäre er kurz davor, mir die Augen auszukratzen. Sein verbissener Gesichtsausdruck zeigt, dass dies das Mindeste ist, was er gerne machen würde.

Lautstark landet die Tür im Schloss und erzittert unter der Wucht des Stoßes. Zu Beginn sind die Stimmen noch laut, aber sie entfernen sich rasch und sind bald nicht mehr zu verstehen. Frustriert stelle ich den Stuhl zurück auf seine Beine und lasse mich darauf nieder.

„Gott, was ist nur in mich gefahren?“, wispere ich und stoße die Luft aus. Die Strafe, die mich jetzt erwartet, lässt sich nicht einmal erahnen. Ich lege mein Gesicht in die Hände und fahre mir über die Haare.

Noch nie habe ich gewagt, derart mit einem Lehrer zu sprechen, und schon gar nicht mit Mister Miller. 

Unruhig stemme ich mich in die Höhe, tigere im Zimmer umher und bleibe schließlich vor einem der Fenster stehen.

Der Ausblick auf das offene Meer nimmt mich gefangen, und ich konzentriere mich nur auf den Anblick der Wellen, die sich überschlagen und ineinander übergehen. Vollkommen in meine Gedanken versunken, bemerke ich nicht, wie sich die Tür hinter mir öffnet und jemand den Raum betritt.

„Du siehst aus, als bewunderst du die Wellen, statt sie zu fürchten“, holt mich die Stimme meines neuen Sportlehrers ins Hier und Jetzt und lässt mich zusammenfahren. Ich drehe mich halb zu ihm um.

„Mit ausreichend Sicherheitsabstand habe ich kein Problem mit dem Wasser“, gebe ich zu und mustere ihn kritisch. Warum ist er allein? Wo ist Miller geblieben? Wird er mir jetzt die nächste Standpauke verpassen?

„Von wie viel Abstand reden wir?“, fragt er.

Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung. Wie viele Meter sind es von hier bis zum Strand?“

„Einige.“

„Dann brauche ich einigen Abstand.“

„Erklärst du mir, wieso?“

„Das können Sie alles in meiner Akte lesen“, antworte ich giftig und wende mich nun vollends zu ihm um. Warum interessiert er sich dafür? Seit Jahren hat mich keiner mehr nach diesen schrecklichen Erlebnissen gefragt. 

Scharf ziehe ich die Luft ein und schüttle leicht den Kopf. Ich werde einen Teufel tun und alte Dämonen heraufbeschwören.

„Ich ziehe es vor, mit den Menschen zu reden, um sie zu studieren.“

Studieren?

„Wie ist das denn gemeint?“, frage ich argwöhnisch.

„Ich möchte, dass du mir in deinen eigenen Worten erklärst, wieso du das Meer meidest“, beharrt er und ich habe das Gefühl, dass es um mehr geht als meine Ängste. 

Seine Stimme ist eine Mischung aus Neugier und stummer Forderung. So als würde er nicht akzeptieren, dass ich still bleibe.

„Ich kenne Sie nicht.“

„Und?“

„Und ich rede nicht mit ihnen über meine Vergangenheit“, erkläre ich und lehne mich gegen die Fensterfront.

„Also liegt dein Problem nicht in der Gegenwart.“

„Lassen Sie das.“

„Was?“

„Hören Sie auf, mich zu analysieren“, fauche ich und blitze ihn erbost an. Die Kühle an meinem Rücken hilft, um nicht vollends aus der Haut zu fahren, doch ich bin mir nicht sicher, wie lange das anhält.

„Wo ist Mister Miller?“

„Warum? Vermisst du ihn?“, fragt er voller Hohn, während seine Augen überheblich über mein Gesicht gleiten.

„Nein“, zische ich. „Aber ihm brauche ich nichts erklären.“

„Das sehe ich anders.“

Was meint er nun schon wieder? Seine Worte sind ein einziges Rätsel.

„Er wird ab morgen eine andere Klasse übernehmen“, erklärt er, bevor ich auf diese kryptische Aussage von eben eingehe und verblüfft mich.

„Er übernimmt eine andere Klasse?“, hauche ich misstrauisch und starre ihn an.

„Wer ist dann unser Klassenlehrer?“

„Ich.“ Er grinst und sorgt damit in meinem Inneren für einigen Aufruhr.

Mein Gott. 

Ich war in einem meiner früheren Leben wohl ein echtes Miststück, um dermaßen bestraft zu werden.

„Ach ja?“ Ich ziehe die Brauen bis zum Haaransatz.

„Du hast ihn erlebt. Wenn er sich derartig aufregt, bekommt er bald einen Herzinfarkt.“

„Das Jahr hat gerade erst angefangen. Warum haben Sie unsere Klasse nicht direkt zu Beginn übernommen?“

„Ich war beschäftigt“, antwortet er lapidar, und noch immer sind seine Mundwinkel hochgezogen. „Jetzt habe ich dir ein paar Fragen mehr beantwortet, als du mir. Du bist dran.“

Garantiert nicht.

„Wieso meidest du das Wasser? Was ist in der Vergangenheit geschehen?“, bohrt er nach.

„Bestehen Sie auf das Nachsitzen?“ Ohne auf seine Frage zu antworten, verschränke ich die Arme vor der Brust und fixiere ihn. Wenn er meint, dass er mich mit seinen Blicken und Fragen einschüchtert, hat er sich geschnitten.

„Nicht, wenn du mir meine Frage beantwortest“, kommentiert er, und sein Grinsen wird eine Spur breiter.

„Sie erpressen mich? Sie sind Lehrer.“ Nicht zu glauben, was hier gerade geschieht.

„Ich habe andere Möglichkeiten, um an Antworten zu gelangen, aber wie ich schon sagte, ich bevorzuge die direkte Kommunikation. Ganz ohne Zwang.“

„Das würde ich so nicht sagen“, wispere ich stirnrunzelnd.

Sein Ausdruck wird fragend, und ich sehe mich genötigt, meine Worte weiter auszuführen.

„Wenn sie mich erpressen, ist das Zwang.“

„Ach so, ja. Davon habe ich allerdings nicht gesprochen“, erklärt er lachend und legt den Kopf leicht schief.

„Wovon dann?“

Will ich das überhaupt wissen?

Irgendwas stimmt mit dem Kerl nicht, das habe ich beim ersten Blick gespürt. Wieso halte ich nicht einfach meinen Mund?

Schlagartig richtet er sich auf, als würde er an Fäden in die Höhe gezogen, und seine Stirn legt sich in Falten.

„Ich befürchte, wir müssen unser Gespräch an einem anderen Tag fortsetzen. Es war mir ein Vergnügen.“ Damit dreht er sich auf dem Absatz um und verschwindet aus dem Raum, bevor ich in der Lage bin zu blinzeln.

Was war das denn?

Mit offenem Mund starre ich ihm hinterher und brauche einige Sekunden, bis ich mit den Schultern zucke und in Richtung meines Zimmers verschwinde. 

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Kapitel 4

„Und er ist unser neuer Klassenlehrer?“ Cloe sitzt kopfschüttelnd auf meinem Bett, sodass ihr dunkelbrauner Bob wie ein Helm um ihr Gesicht schwingt. 

Mit großen, schokoladebraunen Augen sieht sie mich Bambilike ungläubig an und bekommt ihren Mund nicht mehr zu.

„Ich hoffe, du hast den Rest auch verstanden“, weise ich sie auf meine Ausführungen hin und prüfe ihren verträumten Gesichtsausdruck.

„Habe ich, aber das ist total uninteressant.“

„Irgendwas stimmt mit dem nicht“, sage ich und lehne mich gegen die Wand in meinem Rücken.

„Mit Tyson stimmt alles. Ich meine, hast du dir den mal genau angesehen?“ Sie reißt die Augen auf und fächert sich mit der Hand Luft zu.

„Optik ist nicht alles.“

„Vielleicht nicht, aber es macht den Unterricht um einiges interessanter.“

„Er ist unser Lehrer.“

Ihr grinsen wird breiter. „Aber ein junger Lehrer. Ein richtiges Sahneschnittchen.“

„Viel zu jung.“

„Weißt du denn, wie alt er ist?“, will sie wissen und horcht auf.

„Nein, aber er ist höchstens Mitte zwanzig.“

„Hmm. Vielleicht ist er so ein Überflieger wie du und hat bereits mit zehn Jahren seinen Abschluss gemacht.“ Sie zuckt mit den Schultern.

„Oder er macht uns allen etwas vor“, entgegne ich und werfe einen Blick zu meinem Schreibtisch. Ich habe für morgen noch einige Aufgaben zu erledigen und wette, Cloe hat nicht einmal einen Bruchteil von dem, was ich ausgearbeitet habe.

„Kommst du heute Abend mit?“, reißt sie mich aus meinen Gedanken, und ich schaue sie fragend an.

„Heute gibt’s das Lagerfeuer. Schon vergessen?“

Als ob das möglich wäre.

„Nein, aber du hast anscheinend nicht daran gedacht, dass ich nicht eingeladen bin.“

„Dafür braucht man keine Einladung. Da kann jeder hin“, hält sie dagegen.

„Wenn es nach Kim geht, nicht.“

„Von mir aus, dann lade ich dich hiermit ein. Kommst du bitte mit mir zum Lagerfeuer?“

„Du weißt genau, dass ich das nicht so gemeint habe.“

„Und du, dass ich nicht locker lasse, bis du mich begleitest“, erklärt sie beugt sich mir entgegen und schaut mich mit ihren Kulleraugen von unten herauf an.

„Bitte nicht, Cloe. Ich habe noch jede Menge Arbeit.“

„Komm schon, das macht Spaß. Miller verlangt außerdem, dass du dich integrierst, und die Hausarbeit läuft dir nicht weg.“ Sie legt ihre Hände auf meine.

„Das hat er garantiert nicht gemeint, und außerdem ist das mittlerweile egal. Er ist ja schließlich nicht mehr unser Lehrer.“

„Und du denkst, dass Tyson nicht darauf achten wird?“

„Der ist mir egal, und bitte hör auf, seinen Vornamen zu benutzen.“

„Er besteht darauf, also nenne ich ihn auch so. Kommst du jetzt mit, oder muss ich dich in Ketten legen?“

„Weißt du noch, was beim letzten Mal geschehen ist?“, frage ich und schüttle ihre Hände ab.

„Das war vor vier Jahren. Eine Ewigkeit her“, ruft sie aus und wirft die Arme in die Luft.

„Echt? Es fühlt sich an, als wäre es erst gestern gewesen“, entgegne ich und schüttle mich bei den Erinnerungen, die in mir aufsteigen.

Vor etwas mehr als vier Jahren dachte ich, ich wäre dem Kreis der Mobberei entkommen, dabei hatte alles zu ihrem Plan gehört.

Die Erinnerung an jenen Tag, als Mia mich zum Lagerfeuer eingeladen hat, ist noch so lebendig wie damals. Ich erinnere mich genau an das Gefühl der Aufregung und die riesige Angst, die ich hatte, weil es am Strand stattfand. Mein Herz springt wild auf und ab, und ich beiße mir fest auf die Unterlippe.

...

Jack, Ashley und Mia haben angefangen, mit mir zu sprechen. Wir haben uns mittlerweile mehrfach getroffen, und gestern waren wir sogar zusammen im Kino. Seit sie sich mit mir abgeben, hat der Ärger mit den anderen nachgelassen und selbst Kim hat aufgehört, mich zu piesacken.

„Komm schon, das macht Spaß“, fordert Mia mich auf und stupst mich an. Ich zwinge mich zu einem Lächeln, während ich meine Angst hinunterschlucke und nicke.

Wir stehen im Kreis, nahe am Feuer als Jack seinen Arm um mich legt. Sanft flüstert er in mein Ohr, dass er gerne mit mir zusammen wäre. Schmetterlinge flattern wild in meinem Bauch durcheinander, und ich habe nur noch Augen für ihn. 

Ich bin im siebten Himmel und lasse mich von ihm mitziehen. Er war immer einer derjenigen, die sich nicht aktiv daran beteiligt haben, mich zu ärgern.

Weit weg vom Schein des Feuers setzen wir uns an der Steilwand in den Sand. Er reicht mir ein Bier, und ich baue mit einigen Schlucken Mut auf. Wir reden über Belangloses und nach ein paar Minuten küssen wir uns sogar.

Nie hätte ich das für möglich gehalten.

Kimberly und ihre Freunde schleichen sich derweil unbemerkt an uns heran. Sie packen mich hinterrücks und ziehen mich lachend Richtung Meer.

Ich bin nicht in der Lage, mich zu wehren, obwohl ich alles versuche. 

Ich kratze, beiße und schreie. Immer wieder flehe ich Jack um Hilfe an, bis meine Stimme nicht mehr ist als ein heißeres Kratzen. Er rührt sich nicht. Nur seine Augen verfolgen das Geschehen, und mir wird klar, dass sie mich in eine Falle gelockt haben.

Ihr Lachen begleitet mich auch danach noch wochenlang.

Kurz bevor wir das Wasser erreichen, versteife ich mich derart, dass sie innehalten. Mir wird schwarz vor Augen, und aus Angst, dass ich nicht mehr aufwache, lassen sie mich im Sand liegen. Stunden vergehen, und das Lagerfeuer wird zu einem rauchenden Haufen Asche. 

Sobald ich wieder zu mir komme, rolle ich mich zu einer heulenden Kugel zusammen, während die Dunkelheit der Nacht mich umhüllt.

Bevor der neue Tag anbricht, schleife ich mich zitternd und völlig entkräftet in mein Zimmer und verlasse es für die folgenden zwei Tage nicht mehr.

Miller stürmt am Dienstag, nachdem ich nicht zum Unterricht erschienen bin, mein Zimmer und zerrt mich aus dem Bett. 

Die ganze Aktion kostet mich einen ganzen Monat Nachsitzen. Ich weiß bis heute nicht, ob sie wirklich vorhatten, mich ins Wasser zu befördern oder sich nur einen Spaß aus meiner Angst machen wollten. Das war damals das erste und einzige Mal, wo sie mich körperlich attackierten. Seitdem meide ich jegliche Aktivitäten, zu denen ich nicht zur Teilnahme verpflichtet wurde.

...

„Egal, wann es war, es wird sich nicht wiederholen. Jetzt hast du mich an deiner Seite“, bestärkt Cloe mich, reißt mich damit aus meiner Erinnerung und entlockt mir sogar den Hauch eines Lächelns.

Vielleicht hat sie recht. Jetzt habe ich Cloe, die im Gegensatz zu mir nicht davor zurückscheut Paroli zu bieten.

„Ich stehe pünktlich um acht vor deiner Tür und wehe, du öffnest nicht“, droht sie spielerisch mit erhobenem Zeigefinger und zieht mich anschließend in ihre Arme.

„Ich verspreche dir, dass nichts geschieht. Wir bleiben den ganzen Abend zusammen“, flüstert sie in mein Ohr, zieht mich fester an sich und verschwindet beschwingt aus meinem Zimmer.

Erstaunt über ihre Leichtigkeit starre ich ihr einige Minuten hinterher, ehe ich mich an meinen Schreibtisch setze und mit der Hausarbeit fortfahre.

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